Mai: Insektenfreundliche Hortensien

Recht hartnäckig hält sich das Gerücht, oder vielmehr das Missverständnis, dass Hortensien „nichts für die Tierwelt tun“. Das stimmt so zum Glück nicht. Es kommt auch hier wieder auf die Arten an, die man auswählt, dann wird auch das Hortensienbeet insektenfreundlich.

Scheinblüten vs. Fertile Blüten

Eine Schwebfliege auf einer Ballhortensie. Nahrung findet sie hier nicht.

Das Missverständnis über die „sterilen Hortensien“ stammt aus Zeiten, in denen hauptsächlich Bauernhortensien mit Ballblüten die Gärten beherrschten. Und dann kam noch das Stichwort „Scheinblüten“ hinzu. Tatsächlich sind die wunderschönen, großen Blüten der Hortensien nur Scheinblüten, die keine Staubfäden, keine Stempel oder Fruchtknoten haben und demnach keinen Pollen, keinen Nektar oder Samen bilden können. Aber: Hortensien haben auch noch ihre „echten“, die fertilen (=fruchtbaren) Blüten. Das sind die kleinen Mini-Blüten, die unter oder zwischen den großen Scheinblüten liegen. Diese haben Staubfäden und Stempel, bilden Nektar und Pollen. Und darauf fliegen Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge.

Wir wollen ehrlich sein: Natürlich gibt es zahlreiche andere Pflanzen, die weitaus mehr Nektar und Pollen bilden als Hortensien. Aber dem pauschalen Urteil, Hortensien seien nutzlos, dem kann man beherzt widersprechen.

Rispen- oder Tellerblüten wählen

An der Bauernhortensie „Blaumeise“ findet die Hummel Pollen.

Bei den eingangs erwähnten Bauernhortensien mit Ballblüten allerdings kommen die Insekten an die fertilen Blüten nicht heran, da die Scheinblüten zu dicht darüber stehen. Gleiches gilt für die Waldhortensien, die ebenfalls dichte Ballblüten tragen. Einige Sorten mit Ballblüten besitzen auch gar keine fertilen Blüten mehr.

Wer mit seinen Hortensien auch Insekten beglücken möchte, nimmt Rispenhortensien (Hydrangea paniculata) oder Hortensien mit Tellerblüten. Bei den Tellerblüten liegen die unfruchtbaren Scheinblüten nur als Kranz außen um die fertilen Blüten herum. Tellerblüten haben bestimmte Sorten der Bauernhortensien (H. macrophylla), alle Kletterhortensien (H. petiolaris), Berghortensien (H. serrata), Raublatthortensien (H. aspera) und Samthortensien (H. aspera sub. sargentiana).

So wird es besonders insektenfreundlich

Und hier noch ein paar Tipps, wie man seinen Garten noch insektenfreundlicher machen kann, wenn man es möchte.

  • Ein Admiral auf der Bauernhortensie „Libelle“. Man sieht die Nektar tragenden fertilen Blüten in rosa unter den weißen Scheinblüten.

    Viele Insekten, darunter viele Wildbienen, sind Spezialisten und kommen mit unseren üblichen Kulturpflanzen so gar nicht zurecht. Um ihnen Nahrung zu bieten, sollten einige „Unkräuter“ ihren Platz im Garten haben.

  • Gefüllte Blüten blockieren Insekten immer den Weg, genau wie die dichten Scheinblüten der Ball-Hortensien. Nur ungefüllte Sorten bieten Nahrung.
  • Auch Wasser wird zum Überleben gebraucht – ob als Kinderstube (z.B. bei Libellen) oder Trinkstelle. Eine Wasserstelle oder ein Teich sind daher eine tolle Sache.
  • Insekten entwickeln sich über Larven (Raupen oder Engerlinge). Auch diese brauchen Lebensraum, wenn man sie fördern möchte. Raupen fressen dabei nun einmal Blätter, Engerlinge Wurzeln. Viele Larven sind dabei ebenfalls oft auf bestimmte Pflanzen angewiesen, in der Regel ebenfalls auf Wildkräuter, z.B. Brennnesseln.
  • Ohne die Möglichkeit zur Fortpflanzung hilft auch ein gutes Nahrungsangebot den Insekten nicht. Totholzhaufen, Sandhügel und ähnliches helfen. Nisthilfen wiederum funktionieren nur, wenn sie richtig konstruiert sind. Zum Beispiel dürfen Löcher für Wildbienen in Holzstücken nur in rissfestem Holz und im rechten Winkel zur Faserrichtung angelegt werden, da die Insekten sich sonst verletzen können. Hier eine schöne Webseite voller Nisthilfen zum Selbstbauen:
    https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/insekten-helfen/00959.html

Exkurs: Experte über Insektenfreundliche Gehölze

In der gärtnerischen Fachzeitung „Taspo“ wurde in der Ausgabe vom 6. Mai 2022 (Nr. 18/2022, S. 16/17) auch über das Thema „Insektenfreundliche Gehölze“ berichtet. Diplom-Biologe Rolf Witt (Umwelt- und Medienbüro Witt, umbw.de) referierte als anerkannter Insektenkenner über die Einschätzung des Wertes verschiedener Gehölze für die Insektenwelt. Hier ein paar Fakten aus dem Bericht:

„Witt machte deutlich, wie schwierig die Einschätzung des Wertes einer Pflanze für die Insektenwelt oder die Ökologie insgesamt ist und dass die Bemessung des ökologischen Wertes von der Betrachtung abhängt. Für Imker sei das Trachtangebot für Honigbienen entscheidend. Ökologisch gesehen [hingegen] gehe es vor allem um seltene und bedrohte Insekten […]. Wenn eine Bewertung von Gehölzen für eine Pflanzung abgegeben werde, müsse man zunächst ein Ziel setzen. Das könne zum Beispiel die Artenvielfalt sein oder auch die Biodiversität. Das sei nicht dasselbe, da bei der Artenvielfalt die Arten nur gezählt würden, während bei der Biodiversität auch die Anzahl der Tiere pro Art betrachtet wird.“

Wissenschaftliche Daten über den tatsächlichen Wert von Pflanzen als Nahrungsangebot gibt es kaum, da dafür Beobachtungen über lange Zeiträume und exakte Artenbestimmungen notwendig seien. Das sei einerseits sehr teuer und andererseits gebe es nur wenige Experten, die z.B. die Insektenarten so sicher unterscheiden könnten, dass wirklich detaillierte Daten herauskommen könnten. Aussagen stützen sich bislang daher eher auf die Erfahrungswerte von Experten.

„Rolf Witt betonte, dass eine fachlich fundierte Bewertung [des Nutzes von Gehölzen] legitim ist, aber nicht dazu missbraucht werden darf, bestimmt Gehölze pauschalisierend als „wertlos“ zu diffamieren. Denn Pflanzen besitzen eine vielfältige Bedeutung für die Umwelt und bieten nicht nur eine Nahrungsgrundlage für Insekten, sondern filtern außerdem Feinstaub, kühlen die umgebende Luft und besitzen einen hohen ästhetischen Wert. Darüber hinaus hinterlassen sie in der Anzucht einen verhältnismäßig geringen CO2-Fußabdruck, der zum Beispiel bei einer Kirschlorbeerhecke grob geschätzt ein Hundertstel von dem einer Betonmauer beträgt.“

Tendenziell stuft [Rolf Witt] „Exoten“ als ökologisch weniger interessant (aber nicht wertlos) als heimische Pflanzen ein. Wobei „heimisch“ heißt, dass die Pflanzen schon seit der letzten Eiszeit hier vorkommen, währen „Exoten“ Pflanzen sind, die in geschichtlicher Zeit vor (dann sind es Archeophyten) oder nach (Neophyten) der Entdeckung Amerikas 1492 nach Europa eingeführt wurden.

Viel Erfolg in Ihrem Garten wünscht

Ihre/Eure Hortensia

April: Hortensien wachsen verschieden schnell

Hortensien treiben sehr unterschiedlich schnell aus. Das ist von der Pflege, vom Klima, aber ganz entscheidend auch von der Hortensiensorten abhängig.

Hydrangea macrophylla „Selma“ zwischen Farn, Astilbe und Tränendem Herzen

„Oh, deine Hortensien sind aber schon weit – bei meinen tut sich noch gar nicht so viel“… Beim Blick in Bilderforen im Internet oder auch in Nachbars Garten fühlen sich manche Hortensienbesitzer jetzt im Frühjahr schon fast gestresst, weil im eigenen Grün noch nicht alles so üppig wächst, wie hinter anderen Gartenzäunen. Hätte ich mehr düngen müssen? Stehen sie Weiterlesen

April: Neuzugänge drinnen wie draußen vor Sonnenbrand schützen

Irgendwas ist doch immer im verrückten April. In einem Jahr kommt plötzlich nochmal Frost, jetzt wird es plötzlich schon furchtbar heiß. Viel, sehr viel Sonne ist für dieses Wochenende in weiten Teilen Deutschlands angekündigt. Und Temperaturen bis zu unglaublichen 27 Grad. Da ist es nun wichtig, insbesondere die Neuzugänge unter unseren Hortensien vor Sonnenbrand zu schützen – und zwar im Haus wie auch draußen.

hydrangea Hortensie weiße Blüten werden braun Sonnenbrand

Diese weiße Hortensie hat zu viel Sonne bekommen und zeigt typische Schäden von Sonnenbrand.

Viele von Ihnen haben schon neue Hortensien gekauft. Zum Beispiel als Zimmerhortensien oder auch für geschützte Ecken im Hauseingang oder auf dem Balkon. Viel Licht soll man den bereits blühenden Hortensien jetzt geben, hat man Ihnen (hoffentlich) erklärt, und das ist auch absolut richtig. Hortensien sollen hell stehen – aber eben auch wieder nicht zu sonnig. Bei den hohen Temperaturen und der kräftigen Sonneneinstrahlung, die nun für die nächsten Tage gemeldet wurde, kann es schnell zu viel des Guten werden. Sowohl für die Blüten, als auch für die zarten neuen Blätter unserer Weiterlesen

März: Schädlinge an Zimmerhortensien – Was tun?

Im Frühjahr sind blühende Hortensien eine herrliche Dekoration für Fensterbank und Kaffeetisch. Leider machen es sich bei den warmen Temperaturen aber auch einige Schädlinge gerne breit. Zum Glück kann man vorbeugen und bei Befall oft auch umweltfreundlich gegensteuern.

Mit welchen Schädlingen muss ich rechnen?

Spinnmilben an Hortensien

Spinnmilben haben hier eine Hortensienblüte komplett mit ihrem Netz überzogen.

Die häufigsten Hortensien-Schädlinge im Zimmer sind Spinnmilben, die es in grün oder rot, (bekannt als Rote Spinne) gibt. Auch Blatt- und Schildläuse sowie Thripse können vorkommen.

Wie beuge ich Schädlingen vor?

Schädlinge kommen auf verschiedenen Wegen in die Wohnung. Manchmal mit gekauften Pflanzen oder Dekoartikeln, manchmal bringen wir sie auch an Weiterlesen

Februar/März: Jetzt dürfen Zimmerhortensien einziehen

Bis Ende Februar sollte man besser warten, bevor man Zimmerhortensien kauft, hatte ich Ihnen vor kurzem geraten. Nun aber ist es endlich so weit: Die wunderschönen Zimmerhortensien dürfen einziehen!

Hortensia Natural Spring Hortensie PellensMit ihren großen Blüten in zahlreichen Farben sind Hortensien ein wunderschöner Frühlingsschmuck für die Wohnung. Und außerdem sind sie praktische Lufterfrischer. Das niederländische Forschungsinstitut Fytagoras Plant Science aus Leiden hat dies sogar in Studien nachgewiesen. Über die zahlreichen kleinen Blüten und die dichten Blätter der Pflanze verdunstet besonders viel Wasser; diese Feuchtigkeit gelangt in die Weiterlesen

Januar: Der Weihnachtsbaum wird zum Kälteschutz

Ein frohes neues Jahr, liebe Hortensienfreunde! Ich hoffe, Sie sind und Ihr seid alle gut durch die Feiertage gekommen und habt ein erfolgreiches, buntes Gartenjahr vor euch!  Meines hat bereits wieder angefangen, denn ich wohne am eher milden Niederrhein. Da kann man zum Beispiel jetzt aus dem abgeschmückten Weihnachtsbaum einen wunderbaren Kälteschutz machen.

Artischocken Winterschutz Sortengarten TannenzweigeDas ist bei mir in der Region noch nicht zu spät, denn hier besteht der Winter inzwischen meist aus grauem Himmel, Nässe und Temperaturen um die 10 Grad. „Üsselwetter“ sagt man bei uns. Frost kommt aber dummerweise dann meist doch noch.  Daher eben jetzt die Sache mit dem Weihnachtsbaum.

Sobald die Christbaumkugeln verpackt sind und der Tannenbaum nach draußen verfrachtet, schnappe ich mir immer die Astschere und knipse alle Triebe vom Hauptstamm ab. Der Stamm wandert auf unsere Benjeshecke, man Weiterlesen

Januar: Das steht jetzt an

Pflege und Deko-Ideen rund um die Hortensie – hier die Stichpunkte für Januar.

Und alles Gute für das neue Jahr!

  • Schon austreibende Knospen bei Frost abdecken
  • Der Weihnachtsbaum wird zum Kälteschutz
  • Zimmer-Hortensien besser erst ab Ende Februar kaufen
  • Weiterhin das Gießen nicht vergessen
  • Im Winterquartier auf Schädlinge achten

Ausführliche Texte zu den genannten Themen finden sich bereits in den Beiträgen oder folgen noch im Laufe dieses Monats.

August: Bauernhortensien jetzt nicht mehr schneiden

Vielleicht haben Sie schon vom „Sommerschnitt für Hortensien“ gehört (oder meinen Blogbeitrag aus Juni dazu gelesen)? Jetzt jedenfalls sollten Sie Bauernhortensien nicht mehr zurückschneiden, auch wenn noch Sommer ist.

Rosenschere rotes KreuzIm Herbst, so liest man, legen Bauernhortensien (Hydrangea macrophylla) ihre Blütenknospen für das neue Jahr an. Was absolut richtig ist. Die „Vorbereitung“ dieser Blütenanlage beginnt jedoch schon etwas früher. Daher sollte man einen gewünschten Rückschnitt bis Mitte Juli erledigt haben.

Nach dem Schnitt muss die Pflanze erst wieder ihre schlafenden Seitenknospen oben am geschnittenen Trieb aktivieren und sie müssen etwas wachsen, bevor die Blüte in den Knospen angelegt werden kann. Schneidet man zu spät, hat die Pflanze für diese „Aktivierung“ nicht mehr genug Zeit. Dann kann sie im Herbst auch keine Blütenknospen anlegen – und im Folgejahr nicht blühen. Daher: Jetzt besser keinen tiefen Rückschnitt mehr ansetzen.

Viele Grüße
Hortensia

Ganz schön teuer? Warum Hortensien kosten, was sie kosten.

Manchmal hat man Glück und kann Hortensien unter 10 Euro kaufen, die meisten liegen aber weit darüber. „Ganz schön teuer“, sagt sich da mancher Pflanzenfreund. Damit ihr einschätzen könnt, ob der Preis gerechtfertigt ist, möchte ich euch heute vorstellen, welchen Aufwand es bedeutet, eine schöne Hortensie heranzuziehen.

450 Tage Pflege – Teil 1: Stecklinge
Hortensie Steckling VermehrungDie Geburt einer Hortensie im Gartenbau beginnt im Frühjahr oder Sommer. Dann werden von so genannten Mutterpflanzen Stecklinge geschnitten und im Gewächshaus bewurzelt. Dabei müssen von Hand die guten Triebe einzeln geschnitten, zwischengelagert und später in Erde gesteckt werden. Und weil wir da allein in Deutschland von einigen Weiterlesen

Juli: Hortensien stärken mit Brennesseln

Mittel zur Pflanzenstärkung werden sogar im professionellen Gartenbau eingesetzt. Auch im Privatgarten machen sie Sinn.

Ein schöner warmer Tee ist für viele Menschen ein wunderbares Stärkungsmittel. Auch ich liebe ihn. Gegen schlechte Laune an einem Regentag, gegen winterliche Kälte, als Vorbeugung gegen Erkältungen oder als Heilmittel, wenn es im Hals kratzt oder im Bauch zwickt. Tee funktioniert, weil planzliche Inhaltsstoffe durch die Hitze gelöst werden und mit dem Wasser aufgenommen.

Brennessel

Frische Brennessel macht einen guten Tee. (Foto: Thomas Max Müller/ Pixelio)

Und das klappt nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Pflanzen. Nachweislich. Es gibt zahlreiche professionelle Studien dazu, dass Pflanzenextrakte als Stärkungsmittel funktionieren. Pflanzen werden dadurch resistenter gegen Schädlinge wie zum Beispiel Pilze, wachsen stabiler und können dadurch auch „Stressituationen“, wie etwa vorübergehende Trockenheiten, Weiterlesen