Wer sich mit Hortensien beschäftigt, stolpert unweigerlich irgendwann über die Begriffe pH-Wert, Hortensienblau, Eisen und ähnliches. Man muss sich damit nicht auskennen, um Hortensien erfolgreich großzuziehen. Aber es hilft ungemein. Für diejenigen also, die gerne mehr über die „Chemie der Hortensien“ wissen möchten, ist dieser Beitrag gedacht.
1. Der pH-Wert
Eine der ersten Informationen, die man über Hortensien bekommt, ist: Sie mögen „sauren“ Boden. Und schon kommt der pH-Wert ins Spiel. Er drückt den Säuregehalt des Bodens aus. Oder wissenschaftlich definiert: Der pH-Wert stellt das Verhältnis von Säuren und ihrem Gegenteil, den Basen, in einem Medium dar. Je niedriger die als Wert angegebene Zahl, je saurer ist das Medium. Zum Beispiel der Boden oder die Blumenerde.
Hortensien mögen einen pH-Wert zwischen 4 und 6. Sie haben damit im Konkurrenzkampf der Arten einen Überlebensvorteil gegenüber anderen Pflanzen entwickelt, weil viele Pflanzen solchen Säuregehalt nicht so gut vertragen. In der Folge brauchen sie aber nun auch diesen Boden, um ihre benötigten Nährstoffe aufnehmen zu können. Ist die Erde nicht sauer genug oder zu sauer, hungern sie, wachsen dann schlecht oder gehen gar ein.
Mit Messstäbchen, die es in Gartencentern und Baumärkten gibt, lässt sich der pH-Wert des eigenen Gartenbodens leicht feststellen. Und mit Rasenschnitt oder Kaffeesatz lässt er sich natürlich und nachhaltig vorsichtig säuern. Mit Torf geht es ebenfalls. Von Essig als Hilfsmittel, wie manchmal empfohlen, ist hier eher abzuraten. Das säuert den Boden zu heftig sowie nur kurzfristig. Und schadet im Zweifel lediglich den Bodenlebewesen und den Wurzeln der Hortensien.
Spezielle Hortensien- und Rhododendronerde ist ebenfalls sauer und ist daher für Kübelhortensien oder auch großzügig im Pflanzloch zugegeben durchaus sinnvoll. Besonders, wenn die Hortensien blau blühen sollen – dazu siehe unten „Aluminiumsulfat und Alaun“.
2. Eisen, Sulfat und Chelat
Eisen ist ein besonders wichtiger Nährstoff für Hortensien. Daher sollte es Bestandteil des Düngers sein, der gegeben wird. Fehlt den Hortensien Eisen, bekommen sie zunächst gelbe Blätter, eine so genannte Chlorose. Das rührt daher, dass die Pflanzen ohne das Eisen nicht genug von dem grünen Blattfarbstoff Chlorophyll bilden können. Den aber wiederum brauchen sie, um aus Sonnenlicht und Kohlendioxid Glykose zu bilden, von der sie sich unter anderem ernähren.
In der Liste der Zusammensetzung von Dünger ist Eisen durch sein chemisches Zeichen „Fe“ erkennbar. Steht da dann noch etwas von „N“ (=Stickstoff), handelt es sich um Eisensulfat, eine Stickstoffverbindung. Wem Eisensulfat nicht behagt – es ist in Reinform giftig und wird zum Beispiel auch als Moosvernichter eingesetzt, Schutzkleidung wird empfohlen – sollte nach Düngern mit Eisenchelat Ausschau halten. Chelate sind sehr stabile komplexe Verbindungen. Die Verbindungen werden erst mit der Zeit aufgespalten und das Eisen freigesetzt, die Ausbringung selbst ist somit unbedenklich für den Menschen.
3. Blaudünger oder Hortensienblau
Eine faszinierende Eigenschaft von rosafarbenen Hortensien ist es, dass sie ihre Farbe über lila bis zu blau ändern können. Dafür gibt es im Handel so genannten Hortensienblau-Dünger. Nicht zu verwechseln ist dieser bitte mit Blaukorn, das ist etwas ganz anderes und allein als Dünger gedacht. Das Attribut „Blau“ bezeichnet hier lediglich die Farbe der Düngerkügelchen, nicht etwa ein Färbewirkung.
Auch muss man Hortensienblau von Hortensienblau-Dünger unterscheiden. Hortensienblau ist allein für die Blaufärbung gedacht, im Hortensienblau-Dünger sind hingegen auch Nährstoffe für die Pflanze enthalten. Beides ist im Fachhandel erhältlich. Allerdings würden wir vom Hortensienblau-Dünger abraten, weil Blaufärben und Düngen zwei verschiedene Dinge sind und in einer Mischung die Dosierung nie optimal wird. Nehmen Sie lieber für beides getrennte Produkte.
Wie aber funktioniert jetzt das Umfärben? Hortensien brauchen Zweierlei, um blau zu werden: genug Aluminium im Boden und einen niedrigen pH-Wert des Bodens, um das Aluminium auch aufnehmen zu können. Dann reagiert das Aluminium in den Blütenblättern mit dem dort vorhandenen Farbstoff Delphinidin, der nun blauer wird. Je nach Aluminiummenge werden dadurch die Hortensien lila bis blau. Andersherum können blaue Hortensien auch plötzlich lila oder rosa werden, wenn sich der Aluminium-Vorrat im Boden verringert oder der pH-Wert steigt, so dass weniger Aluminium aufgenommen werden kann.
Aluminium ist im Hortensienblau oder Hortensienblau-Dünger in Form von Aluminiumsulfat enthalten. Man kann aber auch Alaun geben, um Hortensien zu färben – doch Vorsicht, Alaun ist nicht gleich Alaun.
4. Aluminiumsulfat und Alaun
Aluminiumsulfat ist ein farbloses Pulver. Chemisch ist es eine Verbindung aus Aluminium und Schwefel. Daher wird es auch „schwefelsaure Tonerde“ genannt. Es kommt natürlich zum Beispiel in Mineralien vor, kann aber auch aus Alaunen (siehe unten) gewonnen werden. Um Hortensien blau zu färben, wird es in Wasser gelöst und dann gegossen.
Genauso kann man aber auch Alaun direkt verwenden. Doch Vorsicht: Inzwischen wird der Begriff „Alaun“ für verschiedene chemische Verbindungen benutzt. Gemeint ist in diesem Fall Kaliumaluminiumalaun, auch Kalialaun genannt. Es ist ein Doppelsalz bestehend aus Aluminium und Kalium und in Apotheken erhältlich.
Halten Sie sich bei der Dosierung des Hortensienblaus am besten zunächst an die Packungsanweisung und erarbeiten Sie sich nach und nach eine eigene Menge, wie sie zu Ihrem Boden, der Pflanzengröße und der gewünschten Pflanzenfarbe passt.
Der optimale Zeitpunkt zum Färben ist das Frühjahr, wenn die Pflanze mit dem Austrieb beginnt. Wer ein tiefes blau möchte, kann im Herbst nochmals nachgießen. Diese zwei Gaben reichen völlig. Sind die Blüten einmal „fertig“ von der Pflanze angelegt, färben sie sich nur noch schwer um. Das ist in der Regel der Fall, wenn die Blütendolden eine Größe von 2 bis 3 Zentimetern erreicht haben.