16. Mai: Vorgetriebene dürfen endlich nach draußen!

Es ist fast geschafft, die Eisheiligen sind so gut wie vorbei! Nun fällt auch für alle empfindlicheren Pflanzen der Startschuss im Garten. Dazu gehören Hortensien, die man als Vorgetriebene im Geschäft kaufen kann oder die man selbst schon vorgezogen hat. Allerdings sollte man sie Schritt für Schritt an draußen gewöhnen – wir erklären, wie das am besten geht.

Hortensie mit Sonnenbrille

Erst mal nur gucken! Vorgezogene Hortensien müssen sich erst an das ungefilterte Licht und die kühleren Temperaturen draußen gewöhnen.

Zwei Gefahren erwarten Hortensien beim Umzug ins Freie: Sonnenbrand und Kälte. Wegen der Kälte wartet man bestenfalls bis zum 16. Mai mit dem Auspflanzen, da ab diesem Datum in unseren Breitengraden recht sicher kein Frost mehr zu erwarten ist. Gegen den Sonnenbrand muss man die Hortensien langsam abhärten.

Da geht es den Hortensien, wie uns Menschen auch. Zwar bekommen die Pflanzen im Treibhaus (oder z.B. im heimischen Wintergarten) viel Licht. Aber es ist durch die Glasscheiben gefiltert, gewisse Wellenlängen dringen nicht durch. Und bei starker Sonneneinstrahlung werden in Treibhäusern Sonnenschutzschirme zugefahren. Wir müssen den Hortensien also erst die Chance geben, einen eigenen Sonnenschutz in den Blättern zu entwickeln, bevor wir sie dem vollen Lichtspektrum aussetzen. So, wie wir Menschen Sonnencreme benutzen, bis wir eine erste Bräune entwickelt haben. Da es für Hortensien keine Sonnencreme gibt, hilft nur, sie anfangs nur kurz dem vollen Licht auszusetzen.

Erst schattig stellen

Stellen Sie also Ihre Hortensien (und andere Pflanzen, die sie nun rausstellen möchten) erst ein, zwei Tage mehr oder weniger Vollschattig auf. Nach und nach dürfen die Pflanzen dann jeden Tag mehr Sonne bekommen. Achten Sie dabei auf Anzeichen von Sonnenbrand. Bei Hortensien werden bei zu viel Licht die Blätter rötlich, beginnend an den Rändern und Spitzen. Ein heftiger Sonnenbrand zeigt sich auch durch silbrig-trockene Blattbereiche.

Und bedenken Sie den natürlichen Standort Ihrer Pflanzen. Alle Hortensien mögen am liebsten Halbschatten. Einige Arten sollten auch unbedingt im Halbschatten bleiben, z.B. die Bauernhortensien (Hydrangea macrophylla), Samt- und Raublatthortensien (H. aspera) sowie Berghortensien (H. serrata). Andere können sich besser an mehr Sonne gewöhnen, wie die Rispenhortensien (H. paniculata) und Waldhortensien (H. arborescens; auch „Schneeballhortensien“ genannt).

Die Eisheiligen

Zum Schluss noch kurz zu den Eisheiligen für alle, die den Hintergrund nicht kennen. Vom 11. bis zum 15. Mai haben fünf Heilige ihre Gedenktage, die man die „Eisheiligen“ nennt. Weil es an diesen Tagen noch mal kalt werden kann, aber nach dem 15. Mai in aller Regel in unseren Breiten keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Sind also die Eisheiligen geschafft, geht es im Garten so richtig los. Auch für unsere geliebten Hortensien.

Viele Erfolg für Ihr Hortensienjahr wünscht
Hortensia

Mai: Insektenfreundliche Hortensien

Recht hartnäckig hält sich das Gerücht, oder vielmehr das Missverständnis, dass Hortensien „nichts für die Tierwelt tun“. Das stimmt so zum Glück nicht. Es kommt auch hier wieder auf die Arten an, die man auswählt, dann wird auch das Hortensienbeet insektenfreundlich.

Scheinblüten vs. Fertile Blüten

Eine Schwebfliege auf einer Ballhortensie. Nahrung findet sie hier nicht.

Das Missverständnis über die „sterilen Hortensien“ stammt aus Zeiten, in denen hauptsächlich Bauernhortensien mit Ballblüten die Gärten beherrschten. Und dann kam noch das Stichwort „Scheinblüten“ hinzu. Tatsächlich sind die wunderschönen, großen Blüten der Hortensien nur Scheinblüten, die keine Staubfäden, keine Stempel oder Fruchtknoten haben und demnach keinen Pollen, keinen Nektar oder Samen bilden können. Aber: Hortensien haben auch noch ihre „echten“, die fertilen (=fruchtbaren) Blüten. Das sind die kleinen Mini-Blüten, die unter oder zwischen den großen Scheinblüten liegen. Diese haben Staubfäden und Stempel, bilden Nektar und Pollen. Und darauf fliegen Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge.

Wir wollen ehrlich sein: Natürlich gibt es zahlreiche andere Pflanzen, die weitaus mehr Nektar und Pollen bilden als Hortensien. Aber dem pauschalen Urteil, Hortensien seien nutzlos, dem kann man beherzt widersprechen.

Rispen- oder Tellerblüten wählen

An der Bauernhortensie „Blaumeise“ findet die Hummel Pollen.

Bei den eingangs erwähnten Bauernhortensien mit Ballblüten allerdings kommen die Insekten an die fertilen Blüten nicht heran, da die Scheinblüten zu dicht darüber stehen. Gleiches gilt für die Waldhortensien, die ebenfalls dichte Ballblüten tragen. Einige Sorten mit Ballblüten besitzen auch gar keine fertilen Blüten mehr.

Wer mit seinen Hortensien auch Insekten beglücken möchte, nimmt Rispenhortensien (Hydrangea paniculata) oder Hortensien mit Tellerblüten. Bei den Tellerblüten liegen die unfruchtbaren Scheinblüten nur als Kranz außen um die fertilen Blüten herum. Tellerblüten haben bestimmte Sorten der Bauernhortensien (H. macrophylla), alle Kletterhortensien (H. petiolaris), Berghortensien (H. serrata), Raublatthortensien (H. aspera) und Samthortensien (H. aspera sub. sargentiana).

So wird es besonders insektenfreundlich

Und hier noch ein paar Tipps, wie man seinen Garten noch insektenfreundlicher machen kann, wenn man es möchte.

  • Ein Admiral auf der Bauernhortensie „Libelle“. Man sieht die Nektar tragenden fertilen Blüten in rosa unter den weißen Scheinblüten.

    Viele Insekten, darunter viele Wildbienen, sind Spezialisten und kommen mit unseren üblichen Kulturpflanzen so gar nicht zurecht. Um ihnen Nahrung zu bieten, sollten einige „Unkräuter“ ihren Platz im Garten haben.

  • Gefüllte Blüten blockieren Insekten immer den Weg, genau wie die dichten Scheinblüten der Ball-Hortensien. Nur ungefüllte Sorten bieten Nahrung.
  • Auch Wasser wird zum Überleben gebraucht – ob als Kinderstube (z.B. bei Libellen) oder Trinkstelle. Eine Wasserstelle oder ein Teich sind daher eine tolle Sache.
  • Insekten entwickeln sich über Larven (Raupen oder Engerlinge). Auch diese brauchen Lebensraum, wenn man sie fördern möchte. Raupen fressen dabei nun einmal Blätter, Engerlinge Wurzeln. Viele Larven sind dabei ebenfalls oft auf bestimmte Pflanzen angewiesen, in der Regel ebenfalls auf Wildkräuter, z.B. Brennnesseln.
  • Ohne die Möglichkeit zur Fortpflanzung hilft auch ein gutes Nahrungsangebot den Insekten nicht. Totholzhaufen, Sandhügel und ähnliches helfen. Nisthilfen wiederum funktionieren nur, wenn sie richtig konstruiert sind. Zum Beispiel dürfen Löcher für Wildbienen in Holzstücken nur in rissfestem Holz und im rechten Winkel zur Faserrichtung angelegt werden, da die Insekten sich sonst verletzen können. Hier eine schöne Webseite voller Nisthilfen zum Selbstbauen:
    https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/insekten-helfen/00959.html

Exkurs: Experte über Insektenfreundliche Gehölze

In der gärtnerischen Fachzeitung „Taspo“ wurde in der Ausgabe vom 6. Mai 2022 (Nr. 18/2022, S. 16/17) auch über das Thema „Insektenfreundliche Gehölze“ berichtet. Diplom-Biologe Rolf Witt (Umwelt- und Medienbüro Witt, umbw.de) referierte als anerkannter Insektenkenner über die Einschätzung des Wertes verschiedener Gehölze für die Insektenwelt. Hier ein paar Fakten aus dem Bericht:

„Witt machte deutlich, wie schwierig die Einschätzung des Wertes einer Pflanze für die Insektenwelt oder die Ökologie insgesamt ist und dass die Bemessung des ökologischen Wertes von der Betrachtung abhängt. Für Imker sei das Trachtangebot für Honigbienen entscheidend. Ökologisch gesehen [hingegen] gehe es vor allem um seltene und bedrohte Insekten […]. Wenn eine Bewertung von Gehölzen für eine Pflanzung abgegeben werde, müsse man zunächst ein Ziel setzen. Das könne zum Beispiel die Artenvielfalt sein oder auch die Biodiversität. Das sei nicht dasselbe, da bei der Artenvielfalt die Arten nur gezählt würden, während bei der Biodiversität auch die Anzahl der Tiere pro Art betrachtet wird.“

Wissenschaftliche Daten über den tatsächlichen Wert von Pflanzen als Nahrungsangebot gibt es kaum, da dafür Beobachtungen über lange Zeiträume und exakte Artenbestimmungen notwendig seien. Das sei einerseits sehr teuer und andererseits gebe es nur wenige Experten, die z.B. die Insektenarten so sicher unterscheiden könnten, dass wirklich detaillierte Daten herauskommen könnten. Aussagen stützen sich bislang daher eher auf die Erfahrungswerte von Experten.

„Rolf Witt betonte, dass eine fachlich fundierte Bewertung [des Nutzes von Gehölzen] legitim ist, aber nicht dazu missbraucht werden darf, bestimmt Gehölze pauschalisierend als „wertlos“ zu diffamieren. Denn Pflanzen besitzen eine vielfältige Bedeutung für die Umwelt und bieten nicht nur eine Nahrungsgrundlage für Insekten, sondern filtern außerdem Feinstaub, kühlen die umgebende Luft und besitzen einen hohen ästhetischen Wert. Darüber hinaus hinterlassen sie in der Anzucht einen verhältnismäßig geringen CO2-Fußabdruck, der zum Beispiel bei einer Kirschlorbeerhecke grob geschätzt ein Hundertstel von dem einer Betonmauer beträgt.“

Tendenziell stuft [Rolf Witt] „Exoten“ als ökologisch weniger interessant (aber nicht wertlos) als heimische Pflanzen ein. Wobei „heimisch“ heißt, dass die Pflanzen schon seit der letzten Eiszeit hier vorkommen, währen „Exoten“ Pflanzen sind, die in geschichtlicher Zeit vor (dann sind es Archeophyten) oder nach (Neophyten) der Entdeckung Amerikas 1492 nach Europa eingeführt wurden.

Viel Erfolg in Ihrem Garten wünscht

Ihre/Eure Hortensia

März/April: Der Geist der Spätfröste… Abdecken oder nicht?

Nach dem sehr warmen Märzanfang ist es jetzt nochmal kühl bis kalt geworden. Sie sind dabei die größten Gegner in unserem Wettstreit um schön blühende Hortensien: Die Spätfröste. Wenn sie kommen, sollte man einige Hortensien zumindest nachts abdecken. Aber es gibt auch Situationen, da ist Abdecken eher das Falsche. Wir erklären, wann und wie man abdecken sollte.

Bettlaken Hortensie abdecken Spätfröste

Ein Hortensien-Geist?

Die einen Hortensienfreunde bleiben beim Stichwort „Spätfrost“ völlig gelassen und berichten, dass bei ihnen trotzdem alles immer blühe. Andere fürchten bei dem Thema schon wieder das Schlimmste für ihre Blütenpracht und raten aus ihrer Erfahrung heraus, Hortensien unbedingt abzudecken. Und wie so oft im Leben gilt auch hier: beide Seiten haben Recht, und beide Seiten haben auch ein Stück weit Unrecht. Es kommt nämlich auf zwei Dinge an: Welche Hortensien genau man hat, und wie die Wetterlage im eigenen Garten in den letzten Wochen so war.

Wichtig vorab: Die folgenden Tipps sind für Hortensien, die draußen überwintert haben. Wer gerade blühende Hortensien neu gekauft und Weiterlesen

Juni: Namens-Wirrwarr – alles Teller, oder was?

Sie heißen Ballhortensien, Tellerhortensien, Bauernhortensien, Schneeballhortensien…. Es schwirren viele Namen für unsere Lieblingspflanzen durch Internet, Bücher und Zeitungen. Leider werden die Namen aber oft falsch angewand oder sind eigentlich überhaupt sehr irreführend. Daraus entstehen dann wiederum erhebliche Missverständnisse und Pflegefehler. Es macht daher absolut Sinn, das Durcheinander einmal zu entknoten.

In diesem ersten Absatz müssen Sie bitte einfach durchhalten. Es wird etwas trocken und sperrig. Aber ich verspreche, später wird der Aha-Effekt kommen. Also: Wir sprechen hier heute über Arten, also die übergeordneten Familientypen der Hortensien. Fachleute nutzen dafür die lateinischen Namen, und das aus einem guten Grund: Diese Namen sind jeder Pflanze eindeutig zugeordnet. Es gibt keine Pflanze, die mehrere lateinische Artnamen hat und keinen lateinischen Namen, der für mehrere Pflanzen benutzt wird. Weiterlesen

April/Mai: Erste Neuaustriebe nach dem Frost

Nach bangen zwei Wochen habe ich heute Erfreuliches in unserem Sortengarten entdeckt.

Viele der durch den Frost geschädigten Hortensien zeigen jetzt kleine Neuaustriebe. Sogar in den Kronen der komplett braunen Samthortensien konnte ich kleine hellgrüne Neuaustriebe entdecken.

Es machte heute endlich mal wieder Spaß, mit der Kamera durch unseren Sortengarten zu gehen. Ok, der lang ersehnte Regen hat in den letzten beiden Tagen leider auch den unerwünschten Wildkräutern einen Wachstumsschub beschert. Aber mein Blick ging locker darüber hinweg, nachdem ich die ersten kleinen Neuaustriebe an unseren Weiterlesen